Loslassen
Es war ein wunderbarer Tag. Wunderbar nicht nur, weil die Sonne am Himmel stand, auch, weil ich an diesem Tag ganz zu mir fand. In den Bergen, bei einer Wanderung über eine Wiese mit weidenden Kühen und durch einen goldenen Lärchenwald hinauf zu einer Alp.
Der Weg im Wald war steil und steinig. So, wie der Weg des Lebens manchmal ist.
Ein Weg, der mich herausforderte. Allein in der göttlichen Natur, kein anderer Mensch weit und breit. Ein falscher Tritt, und mein Leben hätte sich mit einem Schlag verändern können.
Ich machte keinen falschen Tritt. Dennoch veränderte sich etwas. In mir.
Nach monatelangen emotionalen Turbulenzen begegnete ich gestern mir selbst. Eine tiefe Ruhe überkam mich, Zuversicht und Vertrauen.
Inmitten von goldigen Lärchen, immergrünen Tannen, begleitet vom Rascheln der Blätter der bereits kahlen Laubbäume, dem Summen der Insekten, nahm ich den Duft von Moos, von den zu Staub werdenden Blättern, den Duft des Herbstes tief in mir auf.
Auf diesem steinigen Weg erkannte ich, nur ich, ich allein bestimme mein Leben. Ich allein trage die Verantwortung für mich.
Während der ganzen Wanderung habe ich an nichts und niemanden gedacht. Nur an mich selbst.
Und ich liess alles los, was mir nicht gehörte.