Nina William Écrivaine

 

 


        D'Gschicht vom Tännli, wo zum schönschta Chrischbaum worda isch

Weihnachteschichte in Schweizerdeutsch (Bündnerdeutsch)

Doba i da Bärga staht as Holzhüüsli. Döt wohnend dr Franz und's Liseli. Amal ama Tag im Dezember, as het no kai Schnee ka, sait dr Franz: „Dia Tanna wo da stait, dia muass i a Stuck abschniida. Sie nümmt üs zviel Liacht awägg. Und dä Stamm wo denn no bliibt, kann i guat brucha für dr Holzunterstand.“

Wo dia Tanna das ghört het, fangt sie a zittara und jammara. „Aber i ka doch nit ohni Krona si“, het dr Stamm gsait, und d‘ Krona gjammarat: „Und i,  ohni Stamm muass i ja stärba.“

Aber dr Franz het nüt wela wüssa. Er het a Laitara kno, isch uffa gstiga und het dia Krona vo dära Tanna abgschnitta. Und dä Tannaspitz isch eifach a da Boda gheit, und döt isch är ligga bliba.

Wia truurig isch dä Tannasspitz gsi. Är het gwüsst, är wird alli Nadla verlüra, und denn wird dr Franz ihn sicher verbrenna. Är hätti doch no so gära amal a dr Wianacht glüchtet, für ds Liseli und dr Franz und alli andara Menscha.

 So isch är da gläga, und am andara Tag isch as ko go schneia. As het gschneit und gschneit, und z’abgschnittana Tännli isch vom Schnee ganz zuadeckt worda.  

 Am Tag vor dr Wianacht het z’Liseli zum Franz gsait: „I hätti gära a Wianachtsbaum kha da dussa im Schnee.“

Da het dr Franz gsait: „De nömmen miar dia Tannakrona, wo i abgschnitta ha.“

Er isch si go suacha ganga und het si tüüf im Schnee gfunda.

„Oh, da isch ja dr Franz, was macht dä jetz mit miar?“, het sich ds abgschnittana Tannakrönli gfragt, und zittarat vor Angst. As het gspürt, wia dr Franz mit siina starka Hend as usam Schnee glüpft und ama andara Ort i da Schnee gsetzt het.  

„So, da hesch jetz diis Wianachtsbäumli“, het z’Bäumli ghört, wia dr Franz zum Liseli sait.  

Z’Liseli isch ganz zfrida. Z’Bäumli isch zwar nit grad a so as schöns, nit a so eis, wia ma i dr Stadt für viil Gäld kaufa ka, aber, z’Liseli findet, uf d’Schönheit kunnts nit druuf a. D’Hauptsach isch, dass sie Kärzli druuf stecka ka, und denn het si au no roti Kugla gfunda, und sogar Schoggimännli zum uufhengga.

Z’Bäumli isch au ganz zfrida. Stramm stahts im Schnee. Und wo as gschpüürt, dass z’Liseli dia rota Kugla ufhengt, und dia Schoggimännli, da fangts widar a zittara, abr dämal vor Freud. Und wo z’Liseli au no dia Kärza asteckt, da hättis am liabschta tanzt. Jetz darfs doch no für d’Menscha lüüchta.

Dr ganz Tag het sich z’Bäumli gfreut, as het dr Abad kuum könna erwarta. Wo's denn dunkel worda isch, und übarall Liachtli händ afa brenna duna im Dorf, het z‘ Bäumli agfanga zella, wiaviel Kärzli denn z‘ Liseli agsteckt het uf sina Zweiga. Z‘ Bäumli het zellt. Füfzehn Kärzli hets zellt, und füfzehn roti Kugla, und au füfzehn Schoggali.

Dua isch am Bäumli öppis igfalla.

As git füüf Kontinent, uf däna Menscha läbnd, also hani drei Kärzli, drei Kugla und drei Schoggali für alli Menscha uf jedem Kontinent.

D‘ Schoggali söllend Nahrig bringa, d'Kugla söllend Freud macha, und d‘ Kärzli söllend Liacht bringa, Hoffnig und Liabi in d’Härza vo allna Menscha.

Wo z‘ Bäumli da so glüchtat het, und d‘ Menscha ko sind go's aluaga und Wianachta fiira, da isch as a soo glüggli worda.

Äs, wo so truurig isch gsi und sich a so unnützli vorko isch, trait jetz Liacht in d‘ Welt uusa zu allna Menscha.

Und so, wias dem Bäumli erganga isch, ergahts mengsmal au da Menscha. Sie fühlend sich verlassa, weggworfa, unnütz.

Aber kai Mensch isch unnütz, jeda Mensch het a Ufgab. Jeda Mensch ka Liacht und Liabi in d‘ Welt bringa. Da drzua muass är kai Geld ha. Er muass nu sis Härz öffna und vo sinara Liabi verschenka.

I wünscha eu a schöni Wianacht.

 





Eine etwas andere Weihnacht

Eine wahre Weihnachtsgeschichte


Vorweihnachtsfreude herrscht hier in meiner europäischen Heimat. In den Häusern werden Fenster und Türen festlich geschmückt und auf Tannenbäumen in Gärten brennen elektrische Kerzen, Kugeln und Sterne glänzen und glimmern in all ihrer Pracht. In den Küchen wird gebacken und Düfte von Orangen, Zimt und Lebkuchengewürz durchziehen die Wohnungen. Es ist Dezember. Weihnachtsmusik erklingt aus Häusern, aus überfüllten Strassen und Gassen und vom Weihnachtsmarkt her.

Kinder schreiben dem Weihnachtsmann riesig lange Wunschlisten. Am liebsten möchten sie alle Spielsachen haben, die sie in den verlockend geschmückten Schaufenstern und Geschäften entdecken. Alle Kinder haben zwar schon viele Spielsachen Zuhause. Vor langer Zeit haben sie ja damit gespielt und nun liegen diese im zeitgemäss eingerichteten Kinderzimmer in einer Ecke, vielleicht in einer Kiste, oder sonst im Keller oder auf dem Estrich. Deswegen müssen sie neue Spielsachen haben, unbedingt. Die kleine Susi von nebenan bekommt ja auch eine neue Puppe, eine die spricht, mit den Augen zwinkert, aufs Töpfchen kann und für die es im Geschäft auch den dazugehörenden Puppenwagen gibt. Und Robi bekommt das neueste ferngesteuerte Modellauto. So kann Robis Papa dann draussen spielen, während Robi an Papas Computer die Playstation ansteckt.

Wir warten nur noch auf den Schnee. Der gehört unbedingt zur Weihnacht. Genauso wie geschmückte Tannenbäume, unter dem viele liebevoll eingepackte Geschenke liegen. Und, wenn Lisa und Peter uns etwas schenken, dann müssen wir ihnen auch ein Geschenk parat haben. Nicht wahr?

Und spätestens am siebenundzwanzigsten Dezember klingt es so: Gott sei Dank ist das Weihnachtsfest vorbei, das war ja ein Stress….


Ich kenne aber eine ganz andere Weihnacht. Es war wohl die schönste und eindrücklichste, ja für mich die echteste Weihnacht, die ich erleben durfte. Und auch unsere drei Kinder haben jenes Weihnachtsfest nie vergessen.

Wir lebten damals im tropischen Afrika, der Heimat meines Mannes David. Zu dieser Zeit waren wir arm. Das Haus, in dem wir wohnten, stand in einem Garten mit drei Kokospalmen, einem Avocado- und Papayabaum. Es war der Monat Dezember, der Anfang der heissen Jahreszeit. Ein paar Tage lang hatten wir überhaupt kein Geld um Essen zu kaufen, und ernährten uns von den heruntergefallenen Kokosnüssen und Papaya. Aber um doch auch ein bisschen von Weihnachten zu träumen, spazierte ich mit den Kindern zum nahe gelegenen Supermarkt. In der Spielzeugabteilung betrachteten wir die extra für Weihnachten importierten Puppen. Meine zwei Mädchen bestaunten sie mit grossen Augen. „Oh Mama, die sind so schön!“ riefen sie aus. Aber sie wussten schon, dass wir vielleicht auch an Weihnachten nicht genügend Geld haben und keine Puppen unter dem Weihnachtsbaum liegen würden. Ich versprach ihnen, ihr Papa werde das Möglichste tun, damit sie beide eine Puppe zu Weihnachten bekommen, und auch ihr Bruder ein Spielzeug.

Ich habe immer wieder an Wunder geglaubt, und manchmal wurden sie auch wahr. Sicher würde es auch für diese Weihnachten ein Wunder geben. Was wäre denn Weihnachten ohne Wunder?

 

David betrieb eine Gemüseplantage mitten im Urwald, viele Kilometer von unserem Wohnort entfernt. Zwei Mal in der Woche kam er in die Stadt um seine kleine Ernte zu verkaufen. Mit dem Erlös kaufte er für uns Essen ein.

Doch am vierundzwanzigsten Dezember am Morgen gab es kein Geld, weder für Essen, noch für Geschenke. Ich war traurig, weil ich mein Versprechen nicht einhalten konnte. David und ich überlegten, welcher von unseren Bekannten in der Lage war, uns ein wenig Geld auszuleihen. Wir dachten an einen Freund, den wir einmal bei uns beherbergten, als wir noch in Europa lebten.

„Sicher wird er uns helfen“, meinte David und begab sich auf den Weg, diesen Freund aufzusuchen. Ein paar Stunden später kam er zurück, unser Freund hatte ihm ein wenig Geld gegeben, genügend, um Fisch, Reis und Bananen, die beiden Puppen und ein Spielzeug für unseren vierjährigen Sohn zu kaufen.

Während ich den künstlichen Weihnachtsbaum schmückte, sagte David zu mir: “Ich begegnete Robert. Seiner Familie geht es noch schlechter als uns. Sie haben kein Geld für Geschenke und Essen, und Robert hat niemanden gefunden, der ihm zu Weihnachten aushelfen kann.“

Wir überlegten einen Moment. Das Geld, das wir bekommen hatten, reichte gerade für die Geschenke für unsere Kinder und das Weihnachtsessen. Geld konnten wir unseren Freunden also schon keines geben, und das Essen würde auch nicht für weitere fünf Personen reichen. Doch es gab eine Möglichkeit, damit auch unsere Freunde Weihnachten feiern konnten. Wir fanden, unsere Kinder sollten entscheiden.

Wir erzählten ihnen von Roberts Familie. Wir fragten sie: „Was wollen wir machen, Weihnachten feiern mit gutem Essen und Geschenken, oder Roberts Familie zum Weihnachtsessen einladen, aber dann reicht es nicht mehr für die Puppen und ein Spielzeug für Nicola.“

Unsere Älteste, Rebecca, war erst zehn Jahre alt, Naomi acht und Nicola viereinhalb.

Sie dachten nicht lange nach. Weihnachten ist das Fest der Liebe. Und Liebe bedeutete für sie Geben.

So konnten wir genug Fisch, Reis und Bananen kaufen, und Roberts Familie zu uns einladen. Auf dem künstlichen Tannenbaum brannten goldene Lichter. Unsere Tochter Rebecca las aus der Bibel die Weihnachtsgeschichte vor, und wir sangen alle zusammen „Stille Nacht, heilige Nacht…“

Es wurde eine Wunder-volle Heilige Nacht, und mir schien, als hätten die Lichter des Weihnachtsbaumes noch nie so sehr geleuchtet.

Es lagen keine Geschenke unter dem Weihnachtsbaum. Jedoch waren wir noch nie so reich beschenkt worden.

Geben ist das schönste Geschenk, das wir erhalten können.  

Von Herzen wünsche ich euch allen eine Weihnacht voll Freude, Friede und Wunder.

Eure Nina William